„Terror“ – eine spanische Theateraufführung für die Schülerinnen und Schüler der Q1

Darf ein Mensch einen anderen Menschen töten? Natürlich nicht! Aber wie ist es, wenn ein Bundeswehrpilot durch den Abschuss eines von Terroristen entführten Flugzeugs mit 364 Passagieren andere 70.000 Menschen retten kann? Darf er schießen – oder muss er es sogar?

Diese Frage diskutierten und beantworteten die Schülerinnen und Schüler der Q1, die am 6.10. an der spanischen Theateraufführung des Stücks „Terror“ von Ferdinand von Schirach teilnahmen – und befanden den Piloten für unschuldig.

Die argentinische Theatergruppe „Katarsis“ präsentierte das Stück per Videoübertragung und stellte den eigentlich recht trockenen Gerichtsprozess mit einigem Temperament dar. Es gab der Aufführung einen besonderen Charme, wie die argentinischen Darsteller in die Haut der deutschen Figuren mit Namen wie Lars Koch, Frau Meier oder Herr Lauterbach schlüpften. Nach dem Votum der SchülerInnen – schuldig oder unschuldig – standen die Darsteller zur Debatte bereit.

Die Schüler argumentierten schlüssig, man dürfe zwar niemanden umbringen – der Pilot habe aber blitzschnell auf sich allein gestellt entscheiden müssen und tausende Menschen gerettet, die sonst gestorben wären. Wenn überhaupt eine Schuld bestünde, dann sei es nicht seine alleinige Schuld. Er habe zahlreiche Leben gerettet – seine Vorgesetzten hingegen hatten versagt, da sie das Stadion mit 70.000 Menschen nicht evakuiert hatten und sich nun aus der Pflicht stehlen wollten. Natürlich gab es auch kritische Gegenstimmen – so das Argument, dass niemand sich anmaßen kann, ein Menschenleben gegen das andere aufzuwiegen.

Die Theatergruppe zeigte sich beeindruckt von den Spanischkenntnissen unserer Schülerinnen und Schüler und sprach ihn ein großes Lob aus. Für die Argentinier gab es außerdem eine Überraschung: Als erste aller Gruppen, die die Aufführung inzwischen gesehen haben, wurde der Pilot von unseren Schülerinnen und Schülern freigesprochen. Alle anderen hatten ihn bisher für schuldig befunden.

Milena Neudeck