Woyzeck in Köln – ein Drama aus einer längst vergessenen Zeit

Hungersnöte, harte Arbeitsbedingungen, geringer Lohn und der tägliche Kampf ums Überleben: Ein Alltag, den wir uns in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch vorstellen können. Und doch war dieser Alltag in der damaligen Zeit Normalität. So auch in dem Dramenfragment „Woyzeck“, welches die beiden Deutsch LKs der Q1 am 20.9.2023 im Horizonttheater in Köln gesehen haben. Aber was genau ist „Woyzeck” überhaupt? 

Das Dramenfragment „Woyzeck“, von Georg Büchner, wurde 1879 erstmals veröffentlicht und handelt von Themen wie sozialer Ausgrenzung, Armut, Machtmissbrauch, Eifersucht und den verschiedenen Gesellschaftsschichten. Themen, die uns auch heute noch alltäglich begleiten. Im Vordergrund des Dramas steht der Soldat Woyzeck, welcher der untersten Gesellschaftsschicht angehört und dadurch von sozial höhergestellten Charakteren erniedrigt und ausgenutzt wird. Um sein Geld verdienen zu können, arbeite Woyzeck so viel, wie es ihm auch nur irgendwie möglich ist. Sei es Stöcke schneiden mit anderen Soldaten, das Rasieren seines Vorgesetzten oder eine bezahlte Erbsendiät für einen experimentierfreudigen Doktor. Aufgrund dieser Erniedrigungen, der Mangelernährung und anderen Faktoren, entwickelt Woyzeck im Laufe des Dramas immer stärkere Wahnvorstellungen, welche ihn in den Wahnsinn treiben.  

Wer das Horizont Theater in Köln kennt weiß, dass der Platz dort sehr begrenzt ist und nicht viel Raum für die Bühne der Darsteller/innen bleibt. Doch trotz dieser räumlichen Einschränkungen haben es die Schauspieler/innen geschafft, mit nur 6 Leuten alle Rollen des gesamten Stückes zu besetzen und die wichtigsten Szenen für den Handlungsverlauf dadurch sehr gut schauspielerisch darzustellen. Für uns als Deutsch LKs war besonders die schauspielerische Darstellung von „Woyzeck“ überaus hilfreich, da dieses doch eher anspruchsvolle Dramenfragment somit leichter zu verstehen und vorzustellen war. 

Alles in allem war es ein gelungener und auch unterhaltsamer Abend, da durch die beeindruckende schauspielerische Leistung der Darsteller/innen das doch eher trocken zu lesende Dramenfragment, aus dem 19. Jahrhundert, auf eine humorvolle Art und Weise gestaltet wurde. Nach dieser einen Stunde voller neuer Eindrücke, gesellschaftlicher Hierarchien, Machtmissbrauch und Erniedrigungen war es dann aber doch ganz schön, wieder durch die Tür hinaus ins neumodische Köln zu gehen und den restlichen Abend ohne Stöcke schneiden und Erbsendiät genießen zu können. 

Jana Sophie Müller, Q1