Am Dienstag, den 15.11.2022 nahmen wir als Deutsch-Leistungskurs der Q2 an einer Exkursion zum Thema „Susanna“ teil. Diese bezog sich auf die Gemälde der Susanna. Susanna aus dem Bade ist eine alttestamentarische Figur. Sie war die Frau eines wohlhabenden und anerkannten Mannes. Eines Tages nahm sie ein Bad, als zwei Richter sie belästigten und vor die Wahl stellten: Entweder sie willigte ein ihnen zu gehören oder sie würde des Ehebruchs angeklagt und somit indirekt zum Tode erklärt werden. Susanna entschied sich das Risiko zu sterben einzugehen. Nach einer getrennten Befragung (angeblich die 1. getrennte Zeugenbefragung) der beiden Herren stellte sich heraus, dass diese gelogen hatten. Die beiden wurden darauf hin zum Tode verurteilt.
Die Szene, in der Susanna von den Richtern bedrängt wurde, wurde seit Jahrhunderten auf künstlerische Art gezeigt. Eine Auswahl von Gemälden war Bestandteil der Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum. Diese wiesen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf, so dass ein breiter Interpretationsspielraum entstand. Um ein Beispiel zu nennen, wurde die Susanna oft in einer abgeneigten Haltung, mit angespannten Händen und einem weißen Gewand gezeigt. Dies symbolisiert ihre Unschuld. Eine besondere Darstellung, die beeindruckte, war die von Kathleen Gilje, die eine Röntgentechnik verwendete und dabei eine weitere Gefühlsebene der Susanna zeigte durch die Verdopplung der Susanna in einer 2. Ebene.
Anschließend an die 45 minütigen Führung bot das Museum einen Workshop, der die Thematik der sexuellen Nötigung der Susanna aufgriff und Raum dafür bot, Erlebnisse der Führung zu verarbeiten. Hier entstanden die Möglichkeiten eine Collage zu basteln oder eine theatralische Fotografie anzufertigen. Das Arbeiten an der Collage ließ die eigene Verarbeitung zum Thema sexueller Gewalt sowie die Rolle der Frau zu. Im Gegensatz dazu ermöglichte die Gruppe „Fotografie“ einen offenen Austausch in Form von Interpretation und Diskussion, wie man Susanna in moderneren oder anderen Wegen verbildlichen könnte. Im Allgemeinen griff der Workshop die Aktualität des Themas auf und bot Zeit und Raum für die Auseinandersetzung. Zum Schluss wurde an die Teilnehmenden, also an uns, appelliert, die fertiggestellten Ergebnisse dem Museum einzureichen, denn diese werden dort gegebenenfalls ausgestellt.
Zum Abschluss der Exkursion besuchten wir eine tänzerische Performance zur „Susanna“ im Theater der Keller. Es gab keine Sitzplätze, wir standen im Raum und der Raum bildete gleichzeitig die Bühne der Schauspielenden. Dadurch kam die Handlung des Stückes so nah, dass man fast selbst zum Agierenden wurde. Mimik und Gestik waren intensiv und verkörperten die Rolle und das Geschehen. Selbstkomponierte Live Musik, u.a. unter durch den Klang von Weingläsern, Gesang, Cello und Trommeln, dem Sprechen einer abgewandelten Version von Goethes Gedicht „Heiderösslein“ u.v.m., untermalte den modernen Ausdruckstanz. Das Stück zeigte sowohl Komponenten des Jahrhunderte alten Komplex Susanna, aber auch der modernen Jetztzeit, denn im Verlauf des Stückes wurde die unschuldige, schüchterne Rolle der Frau zur starken selbstbewussten und feministischen Frau.
Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich die Exkursion als sehr lehrreich empfand. Ich kann mitnehmen, dass sexuelle Gewalt sehr aktuell ist und sie viel zu lange nicht anerkannt und stattdessen geleugnet wurde. Die tänzerische Aufführung hat mich, besonders durch die Einbindung des Publikums und dem daraus resultierenden offenen Raum für Interpretation und Gefühlen, sehr beeindruckt und lässt mich noch lange über das Thema nachdenken. Denn nur weil man Dinge heute erkennt und bespricht, heißt das noch nicht, dass die Probleme behoben sind. Nicht nur auf physische Weise, sondern auch über Kommunikation oder Mimik kann man sexuell belästigt werden. So haben sich in der modernen Welt auch andere Möglichkeiten der sexuellen Belästigung durchgesetzt, gegen die leider nur ein geringer Teil vorgeht. Anonymität im Internet öffnet zum Beispiel eine solche Möglichkeiten zur Belästigung, die sich nur schwer zurückverfolgen und bestrafen lässt. Ich hoffe dass in Zukunft offener und sensibler mit diesem Thema umgegangen wird, so dass ein respektvoller Umgang in der Gesellschaft möglich wird.
Teresa Fimpler (Q2)